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29.06.2015

Jugendliche schnuppern CERN-Luft

Jugendliche

Dreißig Jugendliche aus ganz Deutschland kamen mit Hilfe des Netzwerks Teilchenwelt für drei Tage ans CERN. Bild: Netzwerk Teilchenwelt

Zweimal im Jahr organisiert das Netzwerk Teilchenwelt Workshops für Jugendliche am CERN. Bis zu 30 Schülerinnen und Schüler zwischen 16 und 18 Jahren tauchen für drei Tage in die Forscherwelt ein, hören Vorträge, besichtigen die Forschungsanlagen, testen das CERN Schülerlabor S’Cool LAB und sammeln Eindrücke darüber, wie das Leben der über 10 000 Teilchenpyhsikerinnen und Teilchenphysiker aussieht, die an den Experimenten am Large Hadron Collider forschen. Mitte Juni kamen erneut 30 Jugendliche mit dem Netzwerk Teilchenwelt ans CERN.

Vom ATLAS-Besucherzentrum über den ältesten Beschleuniger des CERN bis hin zur Antimaterie-Fabrik hatten die Jugendlichen ein randvolles Besuchsprogramm. Neben den Besuchen wurde der Film „Particle Fever“ gezeigt, es gab Gespräche mit „echten“ Wissenschaftlerinnenn und Wissenschaftlern, Teilchenphysik hands-on im Rahmen eines „Virtual Atom Smasher Workshops“ und Experimenten im S’Cool LAB, Vorträge über Symmetrien, Lagrange-Dichten, den ATLAS-Detektor und das Higgs-Boson – und einen gemeinsamen Grillabend.

„Am CERN kommt es nicht nur zum Zusammentreffen zwischen Teilchen, sondern auch zwischen Kulturen und Fachbereichen. Diese Vielseitigkeit begeistert mich an CERN und auch allgemein an der Forschung“, erzählt Oxana Shaya (17) aus Jülich, eine der Teilnehmerinnen des Workshops. „Als Vorreiter in der Teilchenphysik wird in dieser Forschungseinrichtung existenzielle Grundlagenforschung betrieben, die unser Weltbild beeinflusst und ein Fundament für weitere Forschungen und Innovationen bildet.” Tim Alexis Körner (16) aus Bornheim ergänzt: „Als ich von dem Workshop hörte, wusste ich: das musst du unbedingt machen. Wir sind direkt da, wo die Forschung passiert, und reden mit den Leuten, die sie machen – das ist einmalig.“

Am Workshop haben 10 Mädchen und 20 Jungen teilgenommen. Die Bewerberinnen und Bewerber kommen aus ganz Deutschland und werden nach ihrer Qualifikation und ihrem Engagement im Netzwerk Teilchenwelt ausgewählt. Bedingung ist, dass sie mindestens an einer Masterclass teilgenommen haben. Noch bessere Karten haben allerdings die, die mehr Eigeninitiative nachweisen können – zum Beispiel gibt es Jugendliche, die eine Masterclass selbst organisiert eine Facharbeit zum Thema Teilchen- oder Astroteilchenphysik recherchiert oder Vorträge darüber an ihrer Schule gehalten haben.

„Es geht bei dem Workshop vor allem darum, hinter die Kulissen zu schauen, Spaß zu haben und zusammen mit Gleichgesinnten die Forschung am CERN unmittelbar kennenzulernen“, sagt Organisatorin Michaela Oettle von der TU Dresden. „Die Jugendlichen werden so Botschafter für das CERN. Und sie können von der Wissenschaft gar nicht genug kriegen.“ Teilnehmerin Emine Özen (17) bestätigt: „Was mich am meisten beeindruckt hat, war, dass wir auch selbst experimentieren konnten. Wir haben sogar selbst eine Paul-Falle gebaut, für deren Entwicklung Wolfgang Paul 1989 einen Nobelpreis erhalten hat!”

Neben den Besichtigungen, Diskussionen und neuem Wissen blieb bei den Teilnehmenden auch noch Zeit für philosophische Gedanken. „Auch wenn Grundlagenforschung zunächst nicht existenziell erscheint, so macht uns doch dieser reine Wissensdurst und die Besonnenheit menschlich, weswegen Grundlagenforschung wiederum für die Humanität existenziell ist,” findet Oxana.

Zusätzlich zu den zwei Jugendlichen-Workshops am CERN finden für zehn ausgewählte Jugendliche auch jedes Jahr zweiwöchige Projektwochen am CERN statt, in denen sie selbsständig an eigenen kleinen Projekten forschen können. Der Veranstalter ist jeweils das Netzwerk Teilchenwelt, ein vom BMBF gefördertes und von der TU Dresden geleitetes Projekt, das auch die nationalen Masterclasses in Teilchenphysik durchführt. Das Netzwerk deckt mit 120 Veranstaltungen im Jahr inzwischen fast die gesamte Bundesrepublik ab. Die Netzwerk-Mitarbeiter arbeiten in Kooperation mit der Joachim Herz Stiftung außerdem an einer Materialsammlung über Teilchenphysik im Unterricht, mit Texten, Beispielsfragen, Arbeitsblättern und vielem mehr.

Das Netzwerk Teilchenwelt beteiligt sich auch an den CERN-Lehrerprogrammen, indem es qualifizierten Lehrkräften die Teilnahme finanziert. Der nächste Lehrerworkshop findet vom 25. bis 30. Oktober statt; anmelden kann man sich hier.

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