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25.10.2017

Zehn Jahre Wolfgang-Gentner-Programm

Gentner docs

Mittlerweile sind schon mehr als 100 Doktorandinnen und Doktoranden Teil des Gentner-Programms, das sein zehnjähriges Jubiläum feiert.

Am 25. Oktober wird am Forschungszentrum CERN das zehnjährige Bestehen des Wolfgang-Gentner-Programms gefeiert. Seit 2007 ermöglicht dieses „Deutsche Technische Doktorandenprogramm am CERN“ Doktorandinnen und Doktoranden von deutschen Universitäten und technischen Hochschulen, im Rahmen ihrer Dissertation am CERN an technischen Projekten zu forschen und so Erfahrungen in einem renommierten Forschungszentrum zu sammeln. Das Programm basiert auf einer Kooperationsvereinbarung zwischen dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), CERN und DESY.

Ziel des Gentner-Programms ist es, jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit zu bieten, in der einmaligen internationalen Forschungsumgebung des CERN an technologischen Projekten zu arbeiten. Dort arbeiten Forscher aus den verschiedensten Ländern und wissenschaftlichen Disziplinen gemeinsam daran, die fundamentalen Gesetzte und kleinsten Bestandteile des Universums zu erforschen. Mit einem Gentner-Stipendium können Doktoranden von deutschen Universitäten und technischen Hochschulen bis zu drei Jahre für ihre Dissertation am CERN forschen.

Im Gentner-Programm werden Doktoranden der angewandten Physik und Technologie gefördert. Denn für die Erforschung von Elementarteilchen werden hochkomplexe Großgeräte verwendet, deren Entwicklung und Betrieb Fachkräfte aus unterschiedlichen Bereichen benötigt. Das zeigt sich auch in der großen Bandbreite, aus der die geförderten Dissertationen stammen: Der größte Anteil sind Forschungsarbeiten zur Beschleunigertechnologie, Detektor-Instrumentierung und aus der Informatik, es gibt aber auch Projekte zur Sicherheitstechnologie, Bibliometrie oder zur Physik-Didaktik. Durch die Arbeit am CERN sollen gute Startbedingungen für die spätere Laufbahn in Wissenschaft oder Wirtschaft geboten werden. „Auch die CERN-Gruppen profitieren vom Gentner-Programm“, ergänzt Michael Hauschild, der lokal am CERN die Aktivitäten des Gentner-Programms koordiniert. „Es werden Ideen und Projekte innerhalb des CERN verwirklicht, was ohne die externe Finanzierung durch das BMBF in dieser Form nicht möglich wäre.“

Jedes Jahr können bis zu 13 Studenten ihre Doktorarbeit am CERN beginnen, durch den Förderzeitraum von bis zu drei Jahren sind insgesamt immer zwischen 30 und 40 Gentner-Stipendiaten am CERN. Seit Beginn des Programms stieg die Zahl der deutschen Doktoranden stark an. Im Moment stellen sie den größten Anteil der CERN-Doktoranden – 34 Doktorandinnen und Doktoranden werden durch Stipendien gefördert.

„Wenn wir eine Bilanz von zehn Jahren Gentner-Programm ziehen, sehen wir, dass über 100 Stipendiaten von 31 deutschen Universitäten und technischen Hochschulen für ihre Promotionen am CERN forschen konnten“, betont Manfred Fleischer vom deutschen Forschungszentrum DESY, der das Projekt leitet. „Dadurch, dass auch Institute, die zuvor keine Kooperation mit dem CERN hatten, Doktoranden mit dem Stipendium ans CERN schicken konnten, wurden neue Netzwerke aufgebaut. So wird die Zusammenarbeit mit der außeruniversitären Forschung gestärkt.“

Michael Hauschild fügt hinzu, dass „von den ehemaligen Doktoranden über 60% ein spezielles Post-Doc-Stipendium von bis zu drei Jahren am CERN erhalten, ein sogenanntes CERN Fellowship. Es gibt bereits die ersten CERN-Angestellten, die als ehemalige Gentner-Stipendiaten nun selbst neue Doktoranden betreuen. Die übrigen ehemaligen Doktoranden haben exzellente Arbeitsstellen im universitären Bereich oder außeruniversitären Forschungszentren und in der Industrie gefunden, sowohl innerhalb als auch außerhalb Deutschlands.“ Der erste „Gentner-Doktor“ war Marcel Schuh, der seine Dissertation im Bereich Beschleunigerphysik verfasste und inzwischen am Karlsruher Institut für Technologie arbeitet. „In meiner Zeit am CERN konnte ich viele fachliche, aber auch persönliche Erfahrungen sammeln, die mich auf meine jetzige Arbeit gut vorbereitet haben. Besonders wichtig sind die Kontakte, die man dort knüpfen kann“, sagt Schuh. „Für mich hat es sich sehr gelohnt.“

Das Stipendium umfasst eine Aufenthaltspauschale und Unterstützungen für Reisen zur Heim-Universität und zu Fachtagungen sowie eine Übernahme der Kosten für die Anreise des Betreuers der Dissertation zum CERN. Zudem findet zweimal jährlich ein sogenannter Gentner-Day statt, an dem die Doktoranden ihre Projekte präsentieren können. Das zehnjährige Jubiläum wird mit dem heutigen Gentner-Tag gefeiert. Dort werden Vertreter von BMBF, CERN und DESY eine Bilanz des bisherigen Programms ziehen. Zudem berichten Marcel Schuh und der hundertste Stipendiat, Christian Zimmer von der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, über ihre Erfahrungen als Stipendiaten. Abschließend werden verschiedene Dissertationsprojekte mit Vorträgen und Postern vorgestellt.

Benannt ist das Stipendienprogramm nach dem deutschen Kernphysiker Wolfgang Gentner, der unter anderem wichtige Forschungsarbeiten zur Kern- und Biophysik leistete. Er vertrat mit Werner Heisenberg die BRD 1951 bei den Verhandlungen, die zur Gründung des CERN führten, und war von 1954 bis 1959 Forschungsdirektor am CERN. Das Gentner-Programm ist in das normale CERN-Doktorandenprogramm eingebunden, so läuft die Bewerbung über den üblichen Kanal: Nach einer Vorauswahl durch Verantwortliche des Gentner-Programms trifft die CERN-Kommission die Auswahl der Bewerber, die ans CERN kommen können. Die Vergabe der Plätze findet zweimal im Jahr statt, der nächste Termin ist im April 2018.

Passend zum Jubiläum haben die Partner BMBF, CERN und DESY im April eine Verlängerung des Programms bis 2023 beschlossen.

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