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20.01.2020

Die Zukunft wird am Rhein geschrieben

Deutsche Physikalische Gesellschaft ist Gastgeber für Schlüsseltreffen für die Europäische Strategie für Teilchenphysik

Schema FCC-Beschleuniger

Eins der möglichen Zukunftsprojekte ist der "Future Circular Collider" FCC, hier in rot. Im Vergleich dazu: der existierende LHC in blau. Bild: CERN

Teilchenphysik ist nicht nur sehr demokratisch, sondern leider oft auch recht teuer. Alle paar Jahre versammelt sich deshalb die Gemeinschaft der europäischen Teilchenphysikerinnen und Teilchenphysiker, um ihre Ziele und Zukunftsprojekte kritisch zu überprüfen, Erforschtes abzuhaken und neue Ziele zu setzen. Dieser rund alle sieben Jahre in mehreren großen Versammlungen stattfindende Vorgang nennt sich der „europäische Strategieprozess für die Teilchenphysik“, und er geht gerade in seine finale Runde, bevor er im Mai offiziell wird.

Im Physikzentrum in Bad Honnef am Rhein, dem Sitz der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, treffen sich die ganze Woche lang Vertreterinnen und Vertreter der verschiedenen Forschungsschwerpunkte in der Teilchenphysik. Sie haben über Monate die Stimmungen und Statements der verschiedenen Forschungsgruppen, die nationalen Strategiepapiere der Mitgliedsländer und die Diskussionen auf den Strategie-Tagungen gesammelt und verfolgt und sollen sie im Laufe der Woche in eine Liste von Empfehlungen kondensieren, mit der die europäische Teilchenphysik dann in die nächsten sieben Jahre Forschung und Entwicklung gehen soll. Das Strategiepapier soll im Mai offiziell vom CERN-Rat verabschiedet werden.

historisches DPG-Gruppenbild

Die Gründungsväter der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Bild: DPG-Archiv

Dass dieser entscheidende Schritt, die gesammelten Ideen und Vorschläge in ein kohärentes Strategiepapier zu verwandeln, ausgerechnet in Bad Honnef stattfindet ist wohl kein Zufall: die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) feiert dieses Jahr ihren 175. Geburtstag. Während des ganzen Jubiläumsjahres organisiert die übrigens mit über 55 000 Mitgliedern größte physikalische Gesellschaft der Welt, zu deren Mitgliedern unter anderem Albert Einstein, Lise Meitner oder Werner Heisenberg gezählt haben, Veranstaltungen zum Thema „Physik in der und für die Gesellschaft.“ Es gibt ein vielseitiges Programm . Außerdem hat die DPG ihre Geschichte in einer Online-Chronik aufgearbeitet.

Der europäische Strategieprozess ist extrem demokratisch aufgebaut. Jeder Forscher und jede Forscherin darf sich persönlich auf im Vorwege organisierten Meetings einbringen, auf denen Szenarien, Wahrscheinlichkeiten und politisch motivierte Zukunftspläne für Projekte und Anlagen diskutiert, abgewogen und miteinander in Kontext gebracht wurden – oft in hitzigen Diskussionen bis spät in die Nacht. Am Ende enthält die Strategie eine Liste von Empfehlungen, die Leitlinien für alle nationalen Pläne in der Wissenschaftspolitik in Europa beeinflussen. Die erste Strategie erschien 2008, etwa alle fünf bis sieben Jahre wird sie an die neuesten Entwicklungen angepasst.

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