09.10.2023

Tor zur CERN-Wissenschaft: Neues Besucherzentrum geht in Genf an den Start

Luftaufnahme eines Gebäudekomplexes in der aufgehenden Sonne

Autobahnraststätte? Raumstation? Nein, das neue CERN-Museum "Science Gateway, das seit dem 8. Oktober für Besucher:innen geöffnet hat. Bild: CERN

Sollten Sie sich irgendwann einmal in der Nähe von Genf herumtreiben, sollten Sie eins nicht verpassen: einen Besuch im Science Gateway. „Science Gateway“ – das „Tor zur Wissenschaft“ – ist die neue Anlaufstelle für Besucher:innen und Fans des Forschungszentrums CERN. Am 7. Oktober wurde es feierlich eröffnet; mit dabei waren sogar der Schweizer Bundespräsident Alain Berset und der Architekt des Gebäudes Renzo Piano, der unter anderem auch das Centre Pompidou in Paris oder den „Shard“ in London entworfen hat. Eine 8000 Quadratmeter große Ausstellungsfläche, Experimentierlabore, ein riesiges Auditorium, Wissenschaftshows, eine Cafeteria und natürlich ein Souvenirshop sollen alle Menschen ab etwa fünf Jahren auf verschiedenen Ebenen abholen und ihnen einen Eindruck von der Forschung geben, die am CERN gemacht wird.

Tatsächlich hat das CERN in der Vergangenheit doppelt so viele Anfragen für Besuche bekommen, wie es bewältigen konnte. Das neue Science Gateway soll das mit bis zu 500 000 Besucher:innen pro Jahr ändern. Es sieht auf jeden Falls sehr imposant aus mit seinen beiden Röhren, die wie eine Autobahnraststätte aus den 70er Jahren über der Straße vor dem CERN-Gelände zu schweben scheinen. Eine gläserne Brücke verbindet die fünf verschiedenen Gebäudeteile miteinander. Während in den beiden Röhren die Forschung des CERN und echtes CERN-Equipment gezeigt wird, ist in dem dritten, quaderförmigen Gebäudeteil mit Ausstellung eine Erlebniswelt zur Quantenphysik untergebracht. Bei allen Teilen der Ausstellung hat das Entwicklungsteam stark darauf geachtet, die Information in verschiedenen verdaulichen, anschaulichen, barrierefreien Ebenen anzubieten. Es wird viel Wert auf erklärende Interaktion gelegt, es gibt Videos und Texte in verschiedenen Sprachen und spielerische Elemente, die neugierig machen sollen. Sogar ein echter Beschleuniger ist in den Röhren untergebracht, außerdem Kustobjekte, der erste Webserver und vieles mehr.

Logo des Science Gateway auf einer Stele. Im Hintergrund sieht an das Gebäude mit der markanten Glasbrücke und den Solarzellen.

Das Besucherzentrum soll während des Betriebs komplett klimaneutral sein. Unter anderem sorgen dafür die Solarzellen, die ein Dach ersetzen. Bild: B. Warmbein / Weltmaschine

Umgeben sind alle Gebäudeteile des Science Gateway und das benachbarte CERN-Wahrzeichen, der „Globe of Science and Innovation“, von einem „Wissenschaftswald“, dessen 374 Bäume übrigens alle von einer Hamburger Baumschule nach Genf transportiert wurde. Die großflächigen Dächer bestehen aus Solarzellen, so dass das Besucherzentrum von oben ein bisschen so aussieht wie die Internationale Raumstation. Denn während des Betriebs soll das Science Gateway, dessen Bau rund 100 Millionen Euro gekostet hat, komplett klimaneutral sein. Finanziert wurde es übrigens komplett aus Spenden.

Von nun an soll das Science Gateway an sechs Tagen pro Woche individuelle Besucher und Besuchergruppen empfangen können und mit täglichen Science Shows für lehrreiche Unterhaltung sorgen. Für die Experimentier-Labore und Besuche der Forschungsanlagen, die es auch weiterhin geben wird, muss man sich vorher anmelden. Am Wochenende können Besucher:innen aber auch spontan ein solches Labor ausprobieren. Auch hier ist die Bandbreite groß – von schleimigen Detektoren für die ganz Kleinen bis zum Bau einer eigenen Nebelkammer für alle ab 16. Der Eintritt ist nach wie vor gratis.

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